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Ansprechpartner für Jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt Dr. Schneiß: Panoptikum der Schueßlichkeiten

Die Meldestelle RIAS Sachsen-Anhalt in Trägerschaft von OFEK e.V. dokumentierte 202 antisemitische Vorfälle und damit 13 Prozent mehr als 2023 (178 Vorfälle). Hierunter sind drei Angriffe, 22 gezielte Sachbeschädigungen und 16 Bedrohungen, womit die Meldestelle in fast jeder der Gewaltfallkategorien einen Anstieg verzeichnen musste.
Die Vorfälle ereigneten sich in allen Lebensbereichen, ob im öffentlichen Raum, in Bildungsinstitutionen, am Arbeitsplatz, im eigenen Wohnumfeld oder online. Die Alltagspräsenz antisemitischer Sprache schafft ein Klima der Bedrohung für Jüdinnen:Juden in Sachsen-Anhalt und ist verheerend für ihr Sicherheitsempfinden. Direkt von den Anfeindungen betroffen waren 86 Personen und in 47 Fällen Einrichtungen.
Die am häufigsten dokumentierte Erscheinungsform des Antisemitismus im Bundesland stellte mit 87 Fällen die Bezugnahme auf die Shoah und die Verbrechen des Nationalsozialismus dar – durch Verherrlichung, Leugnung oder Angriffe auf das Gedenken. Besonders auffällig sind die zahlreichen Diebstähle oder massiven Beschädigungen von Stolpersteinen in zeitlicher Nähe zu verschiedenen Gedenktagen: So wurden rund um den ersten Jahrestag des 7. Oktober 2023 in Zeitz sämtliche Stolpersteine entfernt. In Halle wurden in unmittelbarer zeitlicher Nähe zum fünfjährigen Gedenken an den antisemitischen und rassistischen Anschlag von Halle und Wiedersdorf fünf Stolpersteine gestohlen. Antisemitismus mit Bezug zur Shoah äußerte sich aber auch in „1933! 1933!“-Rufen gegenüber einer israelischen Fußballmannschaft in einem Stadion in Halle oder durch ostentatives Zerreißen einer Ausgabe des Tagebuchs Anne Franks an einer Bushaltestelle in Aken.
Ein weitgehend neues Phänomen beim antisemitischen Vorfallgeschehen im Bundesland bildete die starke Präsenz des antiisraelischen Aktivismus und die Versuche von entsprechenden Gruppen, mithilfe antisemitischer Agitation auf Kundgebungen und in Propagandamaterialien Einfluss auf die Debatten in Sachsen-Anhalt zu nehmen. Insbesondere in Halle, aber auch in Magdeburg, haben sich seit dem 7. Oktober 2023 Gruppen etabliert und zunehmend radikalisiert, die in die Studierendenschaft zu wirken und politische Gegner:innen einzuschüchtern versuchen. Aus diesen Kreisen kam es zu Beschimpfungen, Veranstaltungsstörungen, Todesdrohungen bis hin zur physischen Gewalt. Gleichzeitig muss festgehalten werden, dass das Milieu, dem 2024 die meisten antisemitischen Vorfälle zugeordnet werden konnten, das Spektrum des Rechtsextremismus bildete.

Medien über Bericht:

Jüdische Allgemeine: Mehr antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt
mdr: Jahresbericht der Meldestelle Rias

Volksstimme. Ansprechpartner für jüdisches Leben: „Panoptikum der Scheußlichkeiten“