Mit einer E-Mail im Auftrag der Landesregierung vom 19.11.2015 wurden wir zu einer friedlichen Demonstration eingeladen, um an die Opfer der Terroranschläge zu gedenken und Solidarität mit den Hinterbliebenen zu bekunden. Der Organisator des Andenkens ist die Islamische Gemeinde Magdeburg e.V.
Zu diesem Aufruf möchten wir wie folgt Stellung nehmen:
Terroranschläge sind feige und unmenschliche Angriffe auf zivile und unbewaffnete Menschen. Sie sind vom bestialischen Hass oder vom ungeheuren religiösen Fanatismus geleitet.
Opfer dieses Terrors – egal ob in Paris, Ankara oder anderswo – sind unschuldige Menschen, deren Leben im Namen einer brutalen Ideologie ausgelöscht wurden. Diese Opfer darf man auf keinen Fall in zwei Kategorien teilen: Opfer, an die gedacht wird, und Opfer, die vom Gedenken ausgeschlossen werden.
Im Logo des Aufrufs findet sich eine explizite Benennung bestimmter Orte vergangener Terrorattacken – Ankara, Paris, Irak, Syrien und Beirut. Dies zeugt für uns von einer großen Ignoranz gegenüber anderen Opfern, wie z.B. in Israel oder Kenia und ist so für uns nicht akzeptabel.
Diejenigen Menschen, die während einer Demonstration in Ankara in der Türkei, beim einem Konzertbesuch in Paris in Frankreich, bei einer Museumsbesichtigung in Brüssel in Belgien, während einer Fahrt nach Hause in Jerusalem in Israel, auf einem Universitätscampus in Garissa in Kenia oder an einem beliebigen anderen Ort ermordet wurden, sind alle gleichermaßen unschuldige Opfer eines Krieges gegen die Menschlichkeit.
Dass eingetragene Vereine – in diesem Fall die Islamische Gemeinde Magdeburg e.V. – Demonstrationen und Solidaritätskundgebungen organisieren, gehört zu den schützenswerten Grundrechten unserer pluralistischen Gesellschaft. Mit der Unterstützung und insbesondere durch die Einladung zu dieser Kundgebung seitens der Landesregierung, erhält diese Veranstaltung eine ganz andere Qualität.
Wir schließen uns der Aussage des britischen Premierministers Cameron an, der treffend formulierte: „… derjenige, der die Gewalt in London ablehnt aber die Selbstmordattentäter in Israel rechtfertigt, ist selber ein Teil dieses Problems“.
Wir hoffen, dass in den Redebeiträgen im Rahmen der stattfindenden Kundgebung und bei künftigen Veranstaltungen dieser Art die israelischen und alle anderen Terroropfer gleichermaßen mit bedacht und ausdrücklich benannt werden.