In Halberstadt gibt es drei jüdische Friedhöfe, auf denen über Tausend Gräber erhalten sind. Am Ende des Westendorfes, dem sogenannten „Roten Strumpf“, liegen die zwei älteren Friedhöfe der Stadt. Diese „Guten Orte“ sind Zeugnis einer alten jüdischen Gemeinde in Deutschland.
Alter jüdischer Friedhof am „Roten Strumpf“ in der Sternstraße
Gründung: 1644
Der alte Friedhof, den man durch ein einfaches Eisengittertor betritt, wurde von der jüdischen Gemeinde im Jahr 1644 für 70 Jahre gepachtet. Am Eingang des Begräbnisplatzes befindet sich ein Schild mit der Inschrift:
„Jüdischer Friedhof, ab 1644. Von den Faschisten z.T. zerstört. Etwa 100 Grabsteine, meist 18. Jh. – Halberstadt besaß eine bedeutende jüdische Gemeinde, deren Mitglieder von den Nazis vertrieben und ermordet wurden.“
Auf dem Gelände standen einstmals über 600 Grabsteine, meist aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Auch der bekannte „polnisch-sächsische Resident“ Berend Lehmann, gestorben 1730, wurde hier beerdigt. 1938 wurde der Friedhof von den Nationalsozialisten geschändet. Im Zweiten Weltkrieg verwendete man die Grabsteine zum Teil für Splitterschutzgräben. Das Gelände verwilderte und war auch sonst ungepflegt. Nach dem Krieg wurde der Friedhof neugestaltet. Heute sind noch ca. 150, zum Teil verwitterte und zum großen Teil mit hebräischen Inschriften versehene Grabsteine erhalten.
Zweiter jüdischer Friedhof Am Berge am „Roten Strumpf“
Gründung: 1696
1696 wurde ein weiterer Friedhof für 90 Jahre gepachtet. Dieser Friedhof liegt nördlich des ältesten Friedhofes, „rechts der Mauer“. Die letzte Beisetzung fand 1934 statt.
Dieser „Gute Ort“ wurde nicht von den Nationalsozialisten zerstört und ist in einem ordentlichen Zustand. Auf dem Friedhof befinden sich in 15 Reihen fast 400 Grabsteine, von denen eine große Anzahl gut erhalten ist, u.a. auch die Steine der bedeutenden Halberstädter Familien Hirsch und Lehmann. Viele Grabsteine stammen aus dem 19. Jahrhundert und tragen auf der nach Osten zeigenden Seite längere hebräische Inschriften, während auf der Westseite Name und Lebensdaten der Verstorbenen in deutscher Sprache verzeichnet sind. Zahlreiche Grabsteine sind mit jüdischer Symbolik versehen. Die liegenden Steine wurden vom alten Friedhof hierher überführt.
Neuer jüdischer Friedhof in der Klein Quenstedter Straße
Gründung: Ende des 19. Jahrhunderts
Am Ende des 19. Jahrhunderts benötigte die jüdische Gemeinde Halberstadts einen neuen Begräbnisplatz. Das Gelände für den neuen Friedhof war von der Stadt Halberstadt käuflich erworben worden „als ewiges, unantastbares Besitztum“. Das Grundstück befindet sich neben dem städtischen Hauptfriedhof an der Chaussee nach Klein Quenstedt.
Am 2. Dezember 1885 erfolgte die feierliche Einweihung der neuen Begräbnisstätte. Wenig später errichtete man eine Trauerhalle und ein Nebengebäude. Auf dem Friedhof befinden sich noch 384 Grabstellen. In der Reichspogromnacht wurden Trauerhalle und Nebengebäude zerstört, die Grabstätten blieben, bis auf wenige Ausnahmen, erhalten.
Eine Steinmauer umgibt den Begräbnisplatz, der nur über die Friedhofsgärtnerei zugänglich ist. Auf dem städtischen Hauptfriedhof, der sich neben dem neuen jüdischen Friedhof befindet, erinnert ein 1988 aufgestellter Gedenkstein an die jüdischen Opfer des nationalsozialistischen Terrors.